6. Albert Nussbaum: Der Luxemburger Emigrationshelfer
6. Albert Nussbaum: Der Luxemburger Emigrationshelfer
Albert Nussbaum wurde am 4. Februar 1898 in Monneren in der Nähe der französischen Stadt Thionville geboren. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie nach Differdingen, eine Kleinstadt im Süden Luxemburgs, wo sein Vater Gustave Nussbaum ein Textilgeschäft eröffnete. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1929 zog die Familie nach Luxemburg-Stadt, wo Albert Nussbaum das zweite Bekleidungsgeschäft seines Vaters namens „Palais de l’Habillement“ übernahm. Das Geschäft befand sich in der Krautmarkt-Straße 13 (Rue du Marché-aux-Herbes). Im Jahr 1935 nahm Nussbaum die luxemburgische Staatsangehörigkeit an. Außerdem engagierte er sich im jüdischen Konsistorium. Als Präsident des Konsistoriums und in seiner Rolle als Schatzmeister der ESRA, des jüdischen Hilfskomitees des Konsistoriums, stand Nussbaum in regem Austausch mit der luxemburgischen Verwaltungskommission. Die Verwaltungskommission war nach dem deutschen Einmarsch ins Leben gerufen worden und bestand aus hohen luxemburgischen Beamten. Sie diente der Besatzungsmacht während der ersten sechs Monate unter anderem als Ansprechpartner. Die Verwaltungskommission hat sich insbesondere darum bemüht, den Jüdinnen und Juden zu helfen, das Land zu verlassen. In diesem Zusammenhang war Nussbaum ein wichtiger Vermittler. Er entwickelte sich zu einem regelrechten Organisator der Auswanderung. Dabei entstand ab Juli 1940 der Plan, die jüdische Auswanderung derjenigen, die im Besitz eines Visums waren, nach Nord- oder Südamerika über Portugal zu organisieren. Ab August 1940 begleitete Nussbaum mehrere Auswanderungsgruppen von Luxemburg nach Portugal. In Lissabon nahm Nussbaum Kontakt zu der Luxemburger Exilregierung sowie dem American Jewish Joint Distribution Committee auf – einer Hilfsorganisation US-amerikanischer Jüdinnen und Juden – und der HICEM, einer jüdischen Hilfsorganisation, die ab Mitte 1940 ein Büro in Lissabon hatte und europäischen Jüdinnen und Juden bei der Auswanderung half. Er nahm außerdem Kontakt zu verschiedenen Botschaften auf, um Auskunft über die Auswanderungsmöglichkeiten nach Südamerika, in die Dominikanische Republik, Afrika und Palästina zu erhalten. Nussbaum war anfänglich in der Lage, die jüdischen Auswanderungszüge von Luxemburg nach Lissabon zu begleiten. Ab Ende 1940 verschärfte sich die Lage für Nussbaum und er konnte aus Sicherheitsgründen nicht mehr nach Luxemburg zurückkehren. Er setzte daraufhin seine Arbeit von Lissabon aus fort, bis er schließlich selbst nach Übersee auswandern musste, zunächst nach Santo Domingo und im Mai 1942 in die USA. Insgesamt konnten vor allem dank seines Einsatzes und seines effizienten Netzwerks sowie seinen Beziehungen zur Luxemburger Exilregierung über tausend Jüdinnen und Juden aus Luxemburg gerettet werden.