14. Villa Pauly

14. Villa Pauly

14. Villa Pauly

Die Villa Pauly steht auf dem Plateau Bourbon im Boulevard de la Pétrusse. Dieser ganze Stadtteil entstand erst nach der Schleifung der einstigen Bollwerke im Zuge der Urbanisierung der Flächen vor den Festungsanlagen der Oberstadt. Der Boulevard de la Pétrusse war zu Beginn des 20. Jh. eine der angesagtesten Adressen der Stadt und deshalb bauten dort viele vermögende Bürger imposante Herrenhäuser, so auch der Chirurg Dr. Norbert Pauly, dessen prächtige Villa mit ihrer eklektischen Architektur schon fast einem Schloss ähnelt. 

Als im Mai 1940 die Nazitruppen Luxemburg besetzten, beschlagnahmte die Gestapo das Gebäude und richtete dort ihr Hauptquartier ein. Dr. Pauly, der zu dieser Zeit in Südfrankreich im Urlaub war, musste diese Enteignung widerspruchslos hinnehmen.

Während der Besatzungszeit wurde die Villa Pauly zu einem Ort des Schreckens, denn die Gestapo brachte alle, die des Widerstandes gegen das Naziregime verdächtigt wurden, in ihr Hauptquartier, um sie unter Anwendung brutalster Foltermethoden zu verhören. Nach diesen „verschärften Verhören“ wurden die Gefangenen in winzigen, dunklen Zellen im 2. Untergeschoss eingeschlossen und oftmals im Heizungskeller nochmals gefoltert, um Informationen zu Mitgliedern der Resistenzgruppen aus ihnen herauszupressen. Eine besonders grausame Methode bestand darin, das unglückliche Opfer mit dem Kopf nach unten an den Heizungsrohren aufzuhängen. 

In der Villa Pauly war auch die Verwaltung der SS untergebracht, die die Deportation der luxemburgischen Juden organisierte. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg mietete der luxemburgische Staat die Villa, um die Räume für mehrere Ministerien zu nutzen. 

Im April 1984, 40 Jahre nach der Befreiung Luxemburgs von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, wurde im Beisein mehrerer Minister, darunter auch der ehemalige Widerstandskämpfer Emile Krieps, eine Gedenktafel am Eingangstor der Villa angebracht als Erinnerung an die vielen Opfer und als Mahnung für die kommenden Generationen.

Wegen ihres hohen Symbolcharakters ist die Villa seit Mai 2000 Sitz des „Conseil national de la Résistance“. Des Weiteren ist dort ein Dokumentations- und Forschungszentrum zur Geschichte des Widerstandes in Luxemburg untergebracht.

Interessantes Detail
Von der Villa gibt es keine Fotos aus der deutschen Besatzungszeit. Erst nachdem die Amerikaner im September 1944 die Hauptstadt befreit hatten, wagte der luxemburgische Fotograf Tony Krier, der gegenüber der Villa Pauly wohnte, einige Aufnahmen vom Abzug der Gestapo zu machen.

Bedeutung für die Menschenrechte
Schon kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde die Villa Pauly zu einem der wichtigsten Orte des Gedenkens an alle Opfer des Naziterrors in Luxemburg. Bis heute steht dieses Gebäude für die Gräueltaten der Gestapo, aber auch für den Mut der Mitglieder der Widerstandsbewegungen, die sich ohne Rücksicht auf das eigene Leben für die Freiheit ihres Landes und die Grundrechte der luxemburgischen Bevölkerung einsetzten.

Auch heute ist die Villa Pauly immer noch ein Symbol des Widerstandes gegen jegliche Formen von Terrorregime, Unterdrückung und Missachtung der Menschenrechte.   

Artikel 5
Niemand darf der Folter unterworfen werden.

Artikel 9
Niemand darf willkürlich festgenommen oder des Landes verwiesen werden.

Artikel 17
Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden.

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