
12. Alte Synagoge
12. Alte Synagoge
Die Ursprünge der jüdischen Gemeinde auf dem Gebiet des heutigen Luxemburg reichen bis in das Jahr 1276 zurück. Diese Gemeinde blieb trotz etlicher Pogrome bis 1530 bestehen, wurde dann aber unter der Herrschaft Karls V. von Habsburg aufgelöst. Erst im Zuge der Aufklärung und der religiösen Toleranzbewegung im 18. Jahrhundert durften Juden nach Luxemburg zurückkehren und eine neue Gemeinde gründen.
Da die erste Synagoge in der „Rue de la Congrégation“ durch die Zuwanderung vieler Juden während des französisch-preußischen Krieges zu klein geworden war, beschloss die Gemeinde den Bau der sogenannten Alten Synagoge. Sie wurde 1894 im orientalischen Stil mit einer Kuppel und Türmchen am damaligen Stadtrand erbaut.
Nach Hitlers Machtübernahme 1933 wurde das bis dahin noch neutrale Luxemburg zum Zufluchtsort vieler Flüchtlinge aus Deutschland. Allerdings blieb auch die luxemburgische Gemeinde nicht vor antisemitischen Angriffen verschont. So beschmierten Anhänger der Nationalsozialisten im September 1938 die Synagoge mit Hakenkreuzen und judenfeindlichen Parolen und warfen die Scheiben ein.
Während der Besatzung durch die Nazis wurden mehrfach schwere Anschläge auf die Synagoge verübt, so z. B. im Februar 1941, als Unbekannte versuchten, das Gebäude in Brand zu setzen. Im Mai desselben Jahres griffen Mitglieder der Volksdeutschen Vereinigung die jüdische Gemeinde während des Gottesdienstes an und plünderten und verwüsteten das Gotteshaus. Die deutschen Besatzer beschlossen daraufhin, das Gebäude abreißen zu lassen, was sich als schwierig erwies, so dass die gesamten Arbeiten schlussendlich 2 Jahre dauerten.
Heute erinnert eine Gedenktafel an den Standort der Alten Synagoge in der „Rue Notre Dame“. An dieser Stelle befindet sich jetzt ein riesiges Bürogebäude, in dem lange das Unterrichtsministerium untergebracht war.
2018 wurde zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms eine weitere, größere Erinnerungstafel eingeweiht, auf der die Geschichte der jüdischen Gemeinde erzählt wird und alte Fotos zeigen, wie die Alte Synagoge ausgesehen hat. Im Innenhof ist noch ein Teil der gemauerten Nische für den Thoraschrein erhalten, ein zentrales Element jeder Synagoge.
Seit 1953 hat die jüdische Gemeinde wieder eine Synagoge mit Versammlungsraum und Mikwe in der Avenue Monterey.
Interessantes Detail
Schon 2 Jahre bevor die deutschen Truppen in Luxemburg einmarschierten, wurde die Synagoge mehrere Male angegriffen und die jüdische Gemeinde terrorisiert. Während der Besatzungszeit musste das Gebäude wegen der heftigen Übergriffe sogar einige Zeit von deutschen Wehrmachsoldaten bewacht werden, um größere Unruhen zu vermeiden.
Bedeutung für die Menschenrechte
Die Alte Synagoge und die damit verbundene Geschichte der jüdischen Gemeinde in Luxemburg sind ein tragisches Beispiel für extreme Intoleranz und todbringenden Hass. Die Angriffe auf die Synagoge während der Zeit des Nationalsozialismus in Luxemburg waren Teil eines größeren Plans zur systematischen Ausgrenzung und Verfolgung von Juden. Durch den Abriss der Synagoge wurde ein bedeutendes Zeugnis jüdischer Kultur zerstört, und genau so sollten auch die Juden endgültig ausgelöscht werden.
Die Geschichte der Alten Synagoge mahnt uns daran, dass Antisemitismus, Ausgrenzung und Hass auf Menschen, die nicht im „Mainstream“ mitschwimmen, leider immer noch traurige Aktualität sind. Die Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Gesellschaft, in der jeder seine Religion und seine Kultur frei leben darf.
Artikel 2
Jeder hat Anspruch auf Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied.
Artikel 12
Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben ausgesetzt werden.
Artikel 18
Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit.